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Hundeschule Alpha Dog | Hund/Mensch-Begleitung HNF (Hunde natürlich führen)

Ganzheitlich intuitive Führung, durch eine starke Bindung, Vertrauen, Energieübertragung & Persönlichkeitsentwicklung

Nachhaltige Erziehungsbegleitung, Beziehungs- & Verhaltensberatung

Begegnung mit einer Dramaqueen

Man sieht sie nicht nur, man hört sie auch unmissverständlich, wenn sie kommt – ääh, auftritt. Entschuldigung, ihre Majestät. Wieso wohl macht sich ein Individuum so stark bemerkbar? Die Frage nach dem Warum finde ich eine der wichtigsten. Kleine Kinder fragen sie noch am Laufmeter. Als Erwachsene haben wir sie oft etwas verloren ...

Schnell hat man sich ein Bild gemacht und mit dem Finger gezeigt. Im urteilen sind die meisten schnell. Im Lästern dann auch. Alle, die etwas auffälligere Hunde oder auch Kinder oder sonst wie Nahestehende haben, kennen das Gefühl der Fremdbe- und Ver-urteilung. Wer aber von all denen, die da draussen gucken und bereits innerlich entschieden haben, was sie denn alles besser machen würden, wer von denen hat denn mit euch gemeinsam eine saubere Anamnese durchgeführt? Wer hat sich um jedes kleinste Detail bemüht, wirklich aktiv hingeschaut und zugehört? Die wenigsten wohl. Folglich können sie auch keine wirklich adäquate Diagnose stellen und somit auch kein Rezept ausschreiben und schon gar kein faires Urteil fällen. Ich finde den Gedanken, über andere einfach so zu urteilen, wenn auch nur innerlich, sowieso ziemlich anmassend. Zu hinterfragen, nachzufragen, ist was anderes. Aber auch nur dann, wenn das Interesse echt ist und entweder der eigenen Horizonterweiterung dient oder dem anderen tatsächlich auf die Sprünge helfen kann und nicht einfach nur noch mehr blossstellt.


Wildfang zurück in die Gruppe integrieren

Vorgestern habe ich Ava seit langem wieder mal in die Gruppe auf einen Pack Walk | Dummy Trail mitgenommen. Das wilde Araberpferdchen war erst kaum zu bändigen! Lauthals hat sie verkündet, dass sie es gar nicht schätzt, dass man sie da mit einer Leine begrenzt, wenn sie doch jetzt vollumfänglich ihrer hübschen Nase nach gehen möchte, die anderen Hunde und den ganzen Wald abchecken sollte und schon gar eine Zeit verlieren möchte, um da noch dumm mit Konkurrenz rumzustehen. Wenn schon hätte sie sich die anderen Ladys vorgeknöpft, um dem süssen Jungrüden in der Gruppe mächtig zu imponieren ... Und dann war da natürlich noch Frauchen, die sich so gar nicht um ihre Wenigkeit kümmerte, sondern sich mehrheitlich allen anderen widmete! Dabei hätte sie Mutti doch so gebraucht. Bei mir findet sie im Alltag in aufregenden Situationen Halt, in dem ich sie soweit begrenze, dass sie keinen Spielraum mehr hat, sich so sehr im Aussen zu verlieren. Nun darf sie lernen, dass ich sie auf eine andere Weise auch stabilisieren kann. Nämlich darüber, dass sie mich beobachten und von mir lernen kann, wie man sich als souveräne Leitfigur verhält.


Eine ganze Weile haben wir Ava komplett aus den Gruppen raus genommen, um mit ihr an ganz anderen neuralgischen Punkten zu arbeiten. Nun war es an der Zeit, dass sie auch wieder Kontakt hat, zu anderen Artgenossen, als nur zu Aragon oder irgendwelchen Fremden auf Distanz. Es geht mir dabei gar nicht darum, dass sie direkt Körperkontakt braucht oder irgendwelche engen Beziehungen eingehen soll. Hier zeigt mir der einzelne Hund, was und in welcher Form ihm zuträglich ist und was er eigentlich weder braucht noch möchte. Was aber auszuhalten sein muss, ist, dass es auf dieser Welt nun mal auch noch andere Hunde gibt und man mit denen auch ein gewisses Stück Erde teilen kann. Spätestens wenn wir beim Tierarzt im Wartezimmer sitzen. 😉

Wieviel Raum der einzelne für sich braucht und sich auch nehmen darf, ist dann wieder super individuell. Manche brauchen mehr, manche weniger und manche übertreiben es damit schon mal gewaltig. Manche aus Gründen, andere aus ... anderen Gründen. Koexistenz ist dabei die Devise. Es liegt dann am Menschen, zu schauen, wie wir diese Rahmenbedingungen gestalten können, damit sich schlussendlich alle wohl fühlen. Das braucht einerseits Rücksicht, Verständnis und teilweise Kompromisse, sowohl für die anderen, als auch für sich selbst.


Die Krux, wenn man selbst unterrichtet ...

Nun, es ist für mich natürlich eine Gratwanderung, meine Hunde ins Training mitzunehmen. Einerseits konnte ich mit Aragon immer auch sehr gut Übungen, Verhalten oder Strategien vorzeigen, andererseits ist es für die eigenen Hunde von Trainern auch nicht immer ganz einfach, gewisse Rollen auszufüllen. Aragon z. B. habe ich zu oft die Rolle meines persönlichen Assistenten übertragen. Er hat sich dann irgendwann sehr schnell auch immer gleich für jüngere zuständig gefühlt, ohne dass ich ihn dazu beauftragt hätte ... Mit Ava hatten wir andere Themen, die sie aus ihrer Frühprägung mitbrachte und prioritär angegangen werden mussten. Sie jetzt wieder in eine gute Gruppe zu integrieren – wie gesagt, v. a. zum Akzeptieren, dass es da noch andere gibt, die eine Daseinsberechtigung haben und ihr aber trotzdem nichts nehmen – finde ich jedoch wichtig und wertvoll. Natürlich möchte ich das nicht extern machen und ein solches Angebot wie ich es selbst aufgebaut habe, gibt es ja hier sonst gar nirgends. Also, kann ich sie nur in einer meiner eigenen Gruppen mitlaufen lassen. Da ich mich dann jeweils aber nicht ständig selbst um sie kümmern kann und Stefan gleichzeitig noch Mantrailing gibt, haben wir das Glück, einen bald 20 jährigen Sohn zu haben, der nun alle zwei Wochen gerne mitkommt und sich um Ava kümmert. Eine nicht ganz einfache Aufgabe – für uns alle drei. Für ihn bin ich ja dann nicht sein Coach, sondern seine Mutter und er nicht mein Kunde, sondern mein nun erwachsener Sohn. Und Ava muss mich mit vielen anderen teilen, in einer Situation in der sie eigentlich meinen Halt braucht, in der ich sie normalerweise buchstäblich an die Hand nehme.

Dann ist da noch die Akzeptanz der Kunden, die auch gegeben sein muss. Natürlich können und wollen wir unsere Hunde nicht auf Kosten unserer Kunden erziehen und beschäftigen. Ganz viel machen wir daher mit ihnen alleine, neben den Trainingsstunden, halt einfach losgelöst von den Gruppen. Mache ich eine «Bahnhofswoche» mit meinen Teams, gehe ich mit unseren beiden nochmal separat hin. Gibt Stefan nebst seinem 100% Job noch viermal die Woche abends und am Wochenende Mantrailing, geht er mittwochs und samstags mit je einem unserer Hunde auch noch selbst zum Trailen. Doch den Gruppenaspekt können wir nun mal nicht alleine abdecken ...

Deshalb bin ich nat. froh, wenn gerade Ava auch ein bisschen mitlaufen und ihre Kompetenzen bzgl. Artgenossen-Toleranz noch etwas ausbauen kann. Denn sie hat es bitter nötig! Für Aragon ist das nicht mehr ganz so wichtig. Ich werde ihn wohl ab und zu auch wieder mal mit einbeziehen, schlicht der Gewohnheit halber, aber auch, damit nicht immer nur er jedes mal zuhause parkiert wird. Und auch er soll ja dann und wann seine Bühne bekommen und zeigen können, was er für ein Nasenheld ist! Er hat mit bald sechs Jahren doch auch schon eine gewisse Lebenserfahrung und geht mit vielem deutlich cooler um, als in seiner Junghundezeit. Er toleriert Artgenossen problemlos, solange er sich nicht angesprochen fühlt oder sich mit ihnen direkt auseinandersetzen muss. Er will heute seine Ruhe haben und hat ja seine Gefährtin zuhause. Das reicht ihm heute völlig. Aber eben, manchmal ist es auch schön, so richtig glänzen zu dürfen – an der richtigen Stelle!


Lerneffekte

Auch Ava wird mit der Zeit merken, dass sie sich gar nicht so in Szene setzen muss, um gesehen zu werden und mich auch nicht verliert, auch wenn ich mich mal einem anderen Hund zuwende. Darum geht's bei ihr nämlich zu einem Grossteil. Gesehen werden, wichtig sein für die Gruppe, um nicht vergessen oder ausgeschlossen zu werden. Denn das hat sie halt als ganz kleine Maus mehrfach erlebt. Und da braucht sie jetzt einerseits ein sicheres Übungsfeld, aber auch Unterstützung, Verständnis, Geduld und stabile Anleitung, was aber eben auch Strukturen und Grenzen (Leitplanken >> Sicherheit) beinhaltet. Das wiederum bedingt stabile und gleichzeitig einfühlsame Menschen, die bei sich sind und sich nicht «ausser sich» bringen lassen, nicht von aussen, vom Instabilen, ab-lenken lassen, diese/n (Instabile/n) aber gut spüren, selbst aber wiederum so stabil sind, diese/n auffangen, halten und umlenken zu können, bis er/sie es selbst kann und neue Strategien im Umgang mit Herausforderungen verinnerlicht hat. Und da sind wir dann beim sozialen Lernen und nicht mehr im Konditionieren. Dazu müssen wir die übergeordneten Zusammenhänge verstehen. Die Probleme und Sorgen des Gegenübers erkennen, ernst nehmen und übers Vor- und Erleben beweisen, dass wir ihm/ihr dabei helfen, diese Sorgen sinnvoll zu bewältigen und sogar in was richtig Gutes umwandeln. Das ist ein Prozess. Aber ein sehr, sehr schöner und nachhaltiger. 🥰💞


Für alle anderen Hunde sind solche Kandidaten auch immer lehrreich, damit auch sie merken, dass auch sie gar nichts mit solch exzentrischen Exemplaren machen müssen, weil die Menschen ja eben für Ordnung sorgen – sofern diese es dann eben auch tun. 😉 Solche Dramaqueens lässt man am besten erfahren, dass diese Auftritte nichts bringen und man eher angenommen wird, wenn man sich moderat verhält. Zudem muss man solchen Typen Möglichkeiten bieten, ihre Stärken anders zu zeigen, sie darin unterstützen, das gemeinsame Erleben fördern und so über Bindungsstärkung Vertrauen zu etablieren, welches dann später in schwierigen Situationen abgerufen werden kann. Das kanalisiert diese destruktive Energie um, auf etwas Schönes. Das ist was ganz anderes, als situativ konditionierte Ablenkung. Damit löst man das Grundproblem nicht, sondern lenkt nur kurzfristig davon ab. Das ist genauso fatal, wie unerwünschtes Verhalten lediglich zu unterdrücken. Es bleibt erst recht ein Gefühl von nicht gesehen und verstanden werden zurück.


Wir bieten Ava dazu beispielsweise Gelegenheiten beim Mantrailing oder im Alltag mit Dummy Arbeit. Da ist sie stark., das ist ihre Passion, ihre intrinsische Motivation. Dafür wurde sie ursprünglich gezüchtet. Deshalb habe ich vorgestern mit ihr auch gemeinsam den Start mit Pirschen aufgegleist. Das liebt sie. Ja, sie hat dann ein Mü zu früh ausgelöst, aber das war für mich in dem Moment gar nicht relevant. Klar gebe ich auch bei der gemeinsamen Ersatzjagd Regeln und Strukturen zur Orientierung vor. Aber ich mache daraus dann eben keine Unterordnungsübung. Für mich war in diesem Augenblick wichtig, dass sie mit mir gemeinsam anschleichen und starten kann. Und das hat sie. Nicht weil ich es verlangt habe, sondern weil ich weiss, dass sie dies liebt und ich es ihr zuliebe mache, um ihr genau da Raum dafür zu bieten – gemeinsam mit mir. Sie hat mich die ganze Zeit über angeschaut und auf mein Startsignal geachtet. Hätte ich sie dann zurückgepfiffen und auf den genauen Auslöser bestanden, hätte ich uns den ganzen Spass verdorben. Natürlich muss sie auch das lernen. Kann sie ja normalerweise auch. Doch da muss man halt wieder situativ schauen, was gerade angemessen ist und v. a. nachhaltig sinnvoll für die Gesamtbeziehung.

Wie auch immer, so kann man bei jedem Hund durch gezieltes Beobachten herausfinden, wo seine ganz individuellen Stärken sind und diese dann gezielt darüber abholen. Für mich ist das ein ganz wichtiger und schöner Teil, der Beziehungs- und Bindungsarbeit.


Die folgenden Videos entstanden zum einen im Rahmen unseres Vlogs, zum Hundeleben mit unserem Vizsla Rüden, King Aragon, noch vor meinen Fachausbildungen, zum anderen gesellen sich fortlaufend neue dazu, sowohl im Zeitraum während und dann natürlich nach meinen Ausbildungen.

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Die älteren Videos zeigen unverblümt unsere gesammelten Erfahrungen, aus welchen wir unglaublich viel lernen konnten. Die neueren Videos zeigen ebenfalls unsere persönlichen Erfahrungen mit unserem eigenen Familienhunden, wie auch generelle Anleitungen und Tipps zur Hundehaltung, quasi in Ergänzung zur praktischen «Hundeschule».

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